Mit dem Anrollen der nächsten Power Platform Release-Welle lohnt es sich, Ausschau nach Neuerungen zu halten. Eine dieser Neuerungen ist das «Automation Center». Welchen Zweck erfüllt es? Welche Probleme werden gelöst und welche Neuen dadurch geschaffen? Diesen und weiteren Fragen gehe ich in diesem Beitrag nach.
Was ist das Power Automate «Automation Center»?
Gemäss Webseite von Microsoft verspricht das Automatisierungscenter folgendes:
«Das Automatisierungscenter bietet umfassende Überwachungs- und Fehlerbehebungsfunktionen für Ihre Automatisierungsprozesse Power Automate und berücksichtigt dabei die verschiedenen an der Automatisierung beteiligten Personen. Egal, ob Sie Hersteller, Betreiber, Mitglied eines Center of Excellence (CoE)-Teams oder Unternehmensanalyst sind, das Automatisierungszentrum dient als zentraler Knotenpunkt zur Überwachung und Verwaltung der Automatisierungsaktivität in Ihrer Umgebung. Mit seiner benutzerfreundlichen Oberfläche und seinem Dashboard ermöglicht Ihnen das Automatisierungscenter einen ganzheitlichen Überblick über alle automatisierungsbezogenen Daten, einschliesslich Empfehlungen, Ausführungsprotokollen, Leistungsmetriken und einem integrierten Copiloten.»
Als Schlüsselpunkte aus der Beschreibung nehmen wir also mit:
- Umfassende Überwachungs- und Fehlerbehebungsfunktionen
- Zentraler Knotenpunkt zur Überwachung und Verwaltung der Automatisierungsaktivität
- Benutzerfreundliche Oberfläche
- Ganzheitlicher Überblick einschliesslich Empfehlungen, Ausführungsprotokolle und Leistungsmetriken mit integriertem Copiloten
Schauen wir uns diese Punkte als nächstes im Detail an.
Überwachungs- und Fehlerbehebungsfunktionen im Automation Center
Das Automatisierungscenter ist in das Endanwender-Portal von Power Automate (https://make.powerautomate.com) integriert. Die Kennzeichnung «preview» weist darauf hin, dass die Entwicklungen daran noch nicht abgeschlossen sind und in den kommenden Wochen und Monate mit weiteren Funktionen zu rechnen ist.
Auf den ersten Blick werden mir einige Kennzahlen präsentiert, welche beim Punkt «Ganzheitlicher Überblick» aufgegriffen werden. Zu «Überwachungs- und Fehlerbehebungsfunktionen» sehe ich, dass ein oder mehrere Flows Probleme aufweisen:
Da es sich beim besagten Flow um eine Komponente aus dem «Center of Excellence» handelt, beunruhigt mich die Fehlermeldung nicht weiter. Gelungen empfinde ich die Tatsache, dass man mit einem Klick auf den Flow-Namen direkt zum betroffenen Flow geleitet wird. So könnte ich diesen bearbeiten, ohne dass weiter danach gesucht werden muss.
Was auch klar wird: Das Automatisierungscenter zeigt alle Power Automate (Desktop- und Cloud-) Flows des oben rechts gewählten Environments an. Es werden nicht alle Flows aus allen Environments aufgelistet.
Als nächstes überlege ich mir, wie aktuell die angezeigten Informationen sind. Ein Hinweis aus der Support-Seite von Microsoft schafft Klarheit:
Besagter «Ausführungen»-Tab rückt in meinen Fokus. Welche Flow-Runs werden mir da angezeigt? Sehe ich alle Flows meiner Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen? Wie weit in die Vergangenheit kann ich zurückblättern?
Hier greift das Rollenprinzip der Power Platform. Als Power Platform Administrator sehe ich alle Flows sowie deren Ausführungen. Als «normaler» User bleiben mir diese Informationen verborgen. Gut so.
Dadurch lässt sich auch die Frage bezüglich Datenaufbewahrung klären. Wie im Screenshot auf der linken Seite zu sehen ist, kann ich das Rad aktuell bis zu 7 Tage in die Vergangenheit zurückdrehen. Ich bin mir aber fast sicher, dass die Daten länger aufbewahrt werden und nur von der Anzeige entfernt werden.
💡 Eine findige Leserin oder ein findiger Leser wird mir bestimmt die entsprechende Dataverse-Tabelle mitteilen. Vorab schon vielen Dank an dieser Stelle.
Zwischenfazit «Überwachungs- und Fehlerbehebungsfunktionen»
Mir gefällt es, dass je nach Benutzerrolle meine oder alle Flows aufgeführt werden. Von den Fehlerbehebungsfunktionen konnte ich noch nicht profitieren. Bezüglich «Überwachung» bin ich skeptisch. Gemäss Microsoft kann es bis zu einer Stunde dauern, bis Flow-Runs dargestellt werden. Das reicht mir als User aus. Durch die Brille eines Administrators erscheint mir dieser Wert aber zu hoch. Weiter setzt das Automatisierungscenter voraus, dass man die Seite stets aufruft, um etwas zu «überwachen». Bedenkt man, dass dies pro Environment notwendig ist, wachsen meine Bedenken.
Automation Center als Zentraler Knotenpunkt für Workflow Maker
Weiter geht es mit dem zentralen Knotenpunkt. Wer das «Power Platform Center of Excellence» (CoE) kennt, wird argumentieren, dass das Automatisierungscenter eher einer abgespeckten Version desselben darstellt. Ja, das mag stimmen. Meiner persönlichen Meinung nach ist das CoE aber nicht geeignet für Endanwenderinnen und Endanwender.
Umso länger ich mich mit dem Automation Center beschäftigte, umso mehr manifestiert sich bei mir die Überzeugung, dass hier Äpfel mit Birnen verglichen werden.
Das CoE verfügt über Stärken im Zusammenhang mit Governance, Inventory und Application Lifecycle (ALM). Erfahrungsgemäss nutzen unsere Kunden aber nur einen Bruchteil der umfangreichen Funktionen.
Hingegen liegt der Fokus des Automatisierungscenter auf den «Makern» – also auf den Personen, welche Power Automate Workflows bauen. Drei Indizien sprechen für diese These:
- Das Automatisierungscenter wird nicht über das Power Platform Admin Center aufgerufen.
- Man kann im aktuellen Stadium keine Auswertung nach den Besitzern der Flows gemacht werden. Im Umkehrschluss heisst das, dass der Fokus immer auf den eigenen Flows zu liegen scheint.
- Aktuell wird keine Premium-Lizenz benötigt, um das Automation Center aufzurufen. Ja, das CoE kann ohne Premium-Lizenzen installiert werden. Aber nein, das empfehle ich nicht.
Zwischenfazit: Erhält das Automatisierungscenter somit das Label «Zentraler Knotenpunkt»? Ja.
Benutzerfreundliche Oberfläche im Automation Center
Ist die Oberfläche benutzerfreundlich? Ich denke schon. Wird die Benutzeroberfläche noch ändern? Ja. Wird es irgendwann möglich sein, die Workflowdaten als CSV zu exportieren? Ich befürchte es.
Sie haben es bemerkt? Zwischen den Zeilen gelesen? Wie ich mit spitzer Zunge versuche, den Zeitgeist zu geisseln? Ich tue mich schwer damit, dass mit einer benutzerfreundlichen Oberfläche geworben wird. Ich finde mich auf der Seite zurecht. Mehr gibt es aktuell zu diesem Thema nicht zu sagen. Weiter im Text.
Ganzheitlicher Überblick
Es fehlt noch die Beurteilung zum ganzheitlichen Überblick. Empfehlungen, Ausführungsprotokolle und Leistungsmetriken sind vorhanden. Einen eigenen Copiloten konnte ich noch nicht ausfindig machen. Allenfalls hilft dazu ein Blick in die Roadmap. Folgender Beitrag inspiriert mich:
Monitor performance for cloud and desktop flow activities
Feature Details
With this feature, you have a single consolidated view to understand the automation performance across your cloud and desktop flows. This feature enables you to:
- Understand the top trends across all of your automation assets (for example, success and failure) across different time periods.
- Understand top errors and their trends.
- Understand top flows with specific errors.
- Seamlessly switch between cloud and desktop flows activity.
Angenommen, ich erstelle fleissig Power Automate Flows. Früher oder später gewöhne ich mir an, ähnliche Probleme durch ähnliche Prinzipien zu lösen. (Ich will das Rad nicht jedes Mal neu erfinden.)
Wird es also künftig möglich sein, dass ein Copilot meine «Design Principals» analysiert, versteht und darauf basierend Vorschläge für robustere Umsetzungen unterbreitet?
Ich wage es nicht, davon zu träumen. Durch solch einen «Sparring Partner» würde aus meiner Sicht die KI wahrhaftig aus ihrem eigenen Schatten treten. Das wäre ein echter Mehrwert.
Fazit zum Power Automate Automation Center
Der letzte Akt. Das Fazit.
Mir gefällt das Automation Center. Es befindet sich noch im Vorschau-Stadium, lässt aber viel Interessantes erahnen. Hat die Welt darauf gewartet? Ja, ich finde schon (ein bisschen).
Aus Endanwender-Sicht bin ich überzeugt, dass ein Mehrwert geschaffen wird. Es werden keine Geheimnisse preisgegeben. Was angezeigt wird, unterliegt einem Rollenmodell. Und das Wichtigste ist: Aktuell ist für die Nutzung keine Premium-Lizenz notwendig.
Welche Aspekte am Automation Center betrachte ich kritisch?
Ich denke, ich werde das Automatisierungscenter zu Beginn öfter nützen, als über die Zeit. Der Gehalt an relevanten Neuinformationen schwindet rasch. Allenfalls nehme ich das Automation Center in meine Weekly-Check Routine auf. Kaum vorstellbar, dass ich die Seite täglich konsultieren werde.
Einen Aspekt gilt es allerdings noch zu beachten. Auch das Power Platform Admin Center ermöglicht es, Power Platform Administratoren gewisse Auswertungen vorzunehmen. Da scheint die Entwicklung aber stehen geblieben zu sein.
Die Diagramme wirken nicht so frisch, wie jene des Automation Center. Haben wir es hier mit der bekannten «Kannibalisierungsmethode» von Microsoft zu tun? Wird geschaut, welche Seite mehr Anklang findet und diese wird entsprechend weiterentwickelt?
Was wäre aus meiner Sicht eine gelungene Lösung für das Automation Center?
Schafft es Microsoft, meinen Implementierungs-Stil von Workflows zu analysieren und mir darauf basierend Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten, stellt das Automatisierungscenter einen grossen Mehrwert dar. Eine Kombination aus Ausführungsdaten visualisieren, Process Mining, Verbesserungsvorschläge und Fehleranalysen durch Copilot? Ja gerne.
Wird das Vorhaben aber zu einer weiteren Analyseseite, welche plump Telemetriedaten visualisiert, könnte ich darauf auch verzichten.
Lassen wir uns also überraschen. Ich freue mich darauf, die weitere Entwicklung zu verfolgen.
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Geschrieben von
Raphael Bachmann
Teamleiter Apps & Services und Nintex virtual Technical Evangelist
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